Max Czollek streut lustvoll Zweifel an deutschen Narrativen von Integration bis Leitkultur. Nach „Desintegiert euch“ und „Gegenwartsbewältigung“ folgt mit „Versöhnungstheater“ (Hanser, 2023) die scharfe Analyse einer Erinnerungskultur, „die eine Wiedergutwerdung ohne Wiedergutmachung erlaubt“. Klug und polemisch seziert der Essay eine Form des Erinnerns, die ohne Handlung auskomme, weil sie vor allem an der Reparatur des deutschen Selbstbildes arbeite: Heute feiert das Berliner Stadtschloss Preußens Könige, mit dem neuen Militärhaushalt wird eine Zeitenwende beschworen, der Bundespräsident bedankt sich auf Israelreise ungefragt für die „Versöhnung“. Ist Deutschland mustergültig im Versöhnungstheater?
Mit Max Czollek spricht Julia Wolrab, die das 2024 eröffnende Dokumentationszentrum Nationalsozialismus der Städtischen Museen Freiburg leitet. Die Veranstaltung findet in der gemeinsamen Gesprächsreihe „Gegenworte“ statt, die Möglichkeitsräume eines Erinnerns für die Zukunft beleuchtet.
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Foto: © Paula Winkler
Mitveranstalter: Dokumentationszentrum Nationalsozialismus Freiburg
Kooperationspartner: Förderverein Dokumentationszentrum Nationalsozialismus Freiburg e.V.
Datum: 3.5.2023, 19:30 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldtraße 17
Eintritt: 9/6 Euro