Für seine Neuerzählungen großer Momente der Geschichte mit dem Prix Goncourt 2017 ausgezeichnet, legt der französische Schriftsteller Eric Vuillard eine neue Vignette vor: „Der Krieg der Armen“ (Matthes & Seitz, 2020, aus dem Französischen von Nicola Denis) über den Utopisten und Theologen Thomas Müntzer betreibt Historiografie von hellsichtiger Aktualität.
In den vorreformatorischen Bauernkriegen wütet der verlustreiche Kampf um die Gleichheit aller Menschen. Vuillards rasante Erzählung zeigt die Zerrissenheit des Einzelnen zwischen Frömmigkeit und Fanatismus, Eifer, Ekstase und dem „furchtbaren Hunger“ nach einem nur auf sich gestellten Selbstbewusstsein. Vom Sturm der Geschichte emporgehoben, wird Müntzer zur Leitfigur von aufständischen Bauern, Entrechteten, Verlierern der Gesellschaft – und endet auf dem Schafott. „Ich kann es nicht anders machen“, beteuert er. Und wir, was können wir anders machen? Darüber diskutiert der Autor mit dem Romanisten und Literaturkritiker Niklas Bender.
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Foto: © Melania Avanzato
Mitveranstalter: Centre Culturel Français Freiburg, Frankreich-Zentrum der Universität Freiburg
Datum: 18.03.2020, 19:30 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt: 9/6 Euro