Barbara Honigmann erweitert ihr preisgekröntes Werk als Chronistin des Alltags um ein weiteres Kapitel ihrer Familiengeschichte: „Georg“ (Hanser, 2019) führt auf den Spuren ihres Vaters um die halbe Welt. Herkunft aus Frankfurt, dann Paris-London-Berlin, dazwischen Internierung in Kanada, nach der Emigration der Weg in die DDR. Doch überall bleibt Georg ein Fremder: „… so war er für die Engländer ein Deutscher geblieben, aber für die Deutschen ein Jude. Für die Genossen war er zu bürgerlich, nie über Hermann Hesse hinausgekommen. Für die richtigen Bürger war er zu bohèmehaft …“
Wie schon in „Ein Kapitel aus meinem Leben“ (2004) oder „Chronik meiner Straße“ (2015) wählt Honigmann die kleine Form für ihre Erzählung, spürt im Wechsel der Tonarten den Widersprüchen der schillernden Figur Georgs nach: Kosmopolit aus freien Stücken und wider Willen, Bohemien, Exilant, Spion, Jude, Sozialist – und Vater: „Er hatte Orte, Adressen und Ehen aneinandergereiht und außer seinen beiden Töchtern und den Bata-Schuhen nichts besessen.“
—
Foto: © Peter-Andreas Hassiepen
Mitveranstalter: Buchhandlung zum Wetzstein
Datum: 08.05.2019, 19:30 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt: 9/6 Euro